Guten Morgen Österreich, sagten wir und stiegen halbwegs pünktlich um 09:29 Uhr aus dem Nightjet. Die Nacht war abwechslungsreich. Trotz zahlreicher Argumente meinerseits schloss Ortwin die Zwischentür unserer Abteile und ließ mich und mein Buch allein. Nach einigen Kapiteln schlief ich ein, erwachte kurz vor ein Uhr und sah Frankfurt vorbeiziehen.
Als gegen 03:30 die Lokomotive gewechselt wurde, in Österreich fährt man noch traditionell mit Schnitzel-Loks, erleuchteten sich durch kurzzeitigen Stromausfall die MiniCabins hell. Ich habe davon nichts mitbekommen, muss daher Ortwin zitieren:
„Entweder habe ich im Schlaf »es werde Licht« gemurmelt oder die wollen mich ärgern“
Als ich das nächste mal erwachte, war es schon hell und das Umland sah für einen geographischen Experten wie mich eindeutig nach Österreich aus Mobilfunknetz verriet mir, dass wir bei unseren Freunden im Nachbarland angekommen waren. Unser Zug schien gerade noch rechtzeitig vor den wieder einsetzenden Grenzkontrollen durchgerollt zu sein. Ich blies zur Feier die Eurovision auf meinem Kamm. Nachdem wir ausgestiegen, uns vom Schlafwagenschaffner verabschiedet und das Gepäck in Schließfächer verstaut hatten ging es in die Stadt. Wir erkundeten Wien diesmal kulinarisch und euphorisch:
• Apfel-Laden, denn der Herr Bader hatte sein Netzteil vergessen
• Knödel-Manufaktur, denn Daniel hat gesagt ist lecker da
• Den Prater, um meinen Adrenalin- & Achterbahnpegel anzuheben
• Laut Influencern den besten Döner Europas
• Manner-Laden, um den Blutzuckerspiegel im Nachtzug hoch zu halten
• Billa-Supermarkt, denn wir haben 19 Stunden Nachtzug vor uns und wissen weder ob / was es an Bord gibt. Außerdem gilt:
„Ausländische Supermärkte sind sightseeing“
– Holger Klein im Realitätsabgleich Wrint 1606 –
Okay, im Ernst: Wir kennen die Stadt durch einen Sieg der deutschsprachigen Meisterschaften und gemeinsamen Urlaub im letzten Jahr bereits etwas. Auch wenn wir nach unserer Interrail Reise 2019 vorhatten, länger an Orten zu verweilen, zwingt uns die Abfahrt einer bulgarischen Fähre auf der Reise nach Georgien rasch weiter zu fahren.
Doch vorher genießen wir das sonnige Wetter im Prater. Ein paar Fahrgeschäfte später setzen wir uns in die S-Bahn zurück in die Innenstadt. Der von Influencern gelobte Döner ist für den Berliner Gaumen keine Besonderheit. Wir begeben uns zurück zum Hauptbahnhof, ich kaufe den Manner-Store leer und wir holen unser Gepäck aus dem Kinderparadies Hochsicherheitstrakt ab.
Knappe 10 Stunden österreichen uns. Ortwin läuft vorfreudig am Gleis entlang, bis um 19:42 Uhr zur Abfahrt von Gleis 10 mit dem Dacia Express nach Bucuresti Nord gepfiffen wird. Ankunft dort gegen 15 Uhr.
Im Zug aber noch eine Enttäuschung: Wir haben ein Abteil ohne Dusche. Kurz darauf die gute Nachricht, es gibt eine geteilte am Ende des Wagens. Der Schaffner lässt Ortwins Teil des Bettes, er liegt in unserer Reisebeziehung traditionell oben, noch nach oben steigen und ich kann so bequem unter ihm sitzen und schreiben. Ein weiterer Mensch fragt, ob wir etwas zu trinken wollen. Bier? Bier! Es stellt sich raus, dass er auch nur Fahrgast ist und sich anscheinend etwas dazu verdient. Egal, kaltes Stiegl aus der Plastiktüte für 3€ besänftigt uns. Gute Nacht & Gute Fahrt – hoffen wir, dass die Grenzkontrollen uns nicht wecken.
(nicht Moby Dick)
Was ich in Wien gesehen, so spontan nicht geschafft habe, aber ein guter Grund ist wiederzukommen:
• Alle weiteren Fahrgeschäfte im Prater