Donnerstag, 19. September 2024
Elf Tage sind wir nun schon unterwegs und elf Tage ist es her, dass wir unsere Hauptstadt verlassen haben. Um 13:20 Uhr erreichen wir Tbilisi. Mein gedruckter Reiseführer (übrigens weitaus weniger gefräßig als Ortwin) verrät mir, dass es der ideale Reisemonat ist.
»Der niederschlagsärmste Monat ist der September«
Ich habe die Zugfahrt und den Reiseführer genutzt, um mich bei Ortwin zu revanchieren. Die Stadt bietet tolle Museen, hier die Highlights:
- Das Münzmuseum der Nationalbank
- Haus der Schriftsteller Georgiens
- Georgisches Seidenmuseum
Ortwin ist wie erwartet begeistert. Was ich tatsächlich besuchen möchte ist das Museum für Theater, Film und Musik. Auch Spielzeugmuseum und Marionettentheater reizen mich. Kinos gibt es aber auch drei sagt der Reiseführer. In Batumi rieten alle Rezensionen ab das dortige Kino zu besuchen, für Tbilisi muss ich noch online verifizieren, ob die Lichtspielhäuser einen Besuch wert wären und überhaupt Filme mit für mich ansatzweise verständlicher Sprachfassung im Programm wären.
Übrigens: Der Film CROSSING (im August in Berlin gesehen) spielt in Batumi und Istanbul und erzählt auch eine Reisegeschichte und Suche.
Aber nun kommen wir erst mal an. Der Hauptbahnhof, Verzeihung ich meine die Hauptmall in Tiflis ist ein Einkaufszentrum mit Bahnanbindung. Ein Fußmarsch von zwanzig Minuten bringt uns die Stadt schon näher und in unser Hostel. Die Stadt hat diesmal kaum freilaufende Hunde, Katzen dagegen springen uns allerorts über die Füße.
Durch ein ungenügendes Frühstück aus dem Snackautomaten brauchen wir nach Abladen der Rucksäcke im Hostel etwas zu essen. Mein Guide führt in ein verstecktes, uriges Lokal inmitten einer alten Stadtvilla.
Noch vor dem Essen konsultiert Ortwin die Weinkarte und lässt sich einen im Tonfass gereiften Wein empfehlen. Er riecht und schmeckt vorzüglich, wir setzen ihn beide auf Platz eins der bisher gesoffenen verkosteten Weine.
Ich entscheide mich erneut für das Badridschani [bitte klicken Sie hier für ein Rezept]. Es ist eine neue Art der Anrichtung und schmeckt vorzüglich. Nächstes Jahr müssen Auberginen angebaut werden, eigene Walnüsse haben wir schon im Garten.
Ortwin bekommt einen grünen Salat mit Kräuterpesto und in Käse gerollten Käse. Bis auf den Käse kann ich bestätigen, dass auch das vorzüglich schmeckt. Weiter geht’s mit Bohnen im Tontopf, mit Maisbrot und eingelegtem Gemüse für mich, Rind in würziger Walnusssauce für Ortwin. Dazu ein Töpfchen Käsepamps den wir nicht näher deuten können. Der freundliche, bärtige Servicemensch erklärt uns, was drin ist, aber wir verstehen es beide nicht genau. Fakt ist, es ist kein Kartoffelbrei und normalerweise gelb. Nur hier wird es mit Kräutern grün gefärbt.
Alles in allem ein hervorragendes Essen. Klare Empfehlung für das Shavi Lomi. Nicht nur die Speisekarte und der Wein sind toll, das Ambiente an sich ist einen Besuch wert.
»Zwischenfazit Tblisi beziehungsweise eigentlich generell Georgien: Alle fahren wie die letzten Henker. Als Fußgänger hast du kein Recht zu leben.
Ortwin mit scharfer Beobachtungsgabe
Einerseits funktioniert alles irgendwie trotzdem, andererseits fehlen bei jedem fünften Auto Teile der Karosserie«
Einen Mittagsschlaf und weitere Reiseplanung später machen wir uns per Taxi auf zur nächsten Bahn des Tages. Einer Stehenden. Die Standseilbahn bringt uns weit nach oben. Zwar kommen wir zu spät für Riesenrad, Achterbahn und Rutschen – die Aussicht auf die Stadt bei Nacht lohnt sich aber auch so. Von dort oben führte einst auch eine Seilbahn zurück in die Stadt, doch nach einem Unfall existiert sie nicht mehr. Die neue Seilbahn wiederum ist bisher nicht fertig, wir müssen also auf gleichem Wege zurück nach unten, wie wir gekommen sind. Von dort laufen wir die fünf Kilometer zurück ins Hostel.
Die Stadt ist autozentriert, gibt sich aber vereinzelt vermeintlich Mühe, barrierefrei zu sein. Dennoch gibt es unzählige Situationen, die uns kopfschüttelnd weitergehen lassen. Hier eine kleine Auswahl: