Wohin geht es weiter? 

Den zweiten Tag in Tbilisi beginnen wir mit Frühsport. Damit meine ich einen Fußmarsch zum Bahnhof. Nur dort kommen wir an Tickets für die nächste Etappe. Was das sein wird? Dazu später mehr.

Wie für Hauptstädte üblich fallen mir heute vermehrt Hundehaufen am Boden auf. In Batumi scheinen die Hunde rücksichtsvoller gewesen zu sein. Auch riecht es des Öfteren auf der Straße vertraut wie in Berlin.
Um eine große Straße zum Bahnhof zu überqueren fehlt es an Ampeln. Die Unterführung für Menschen ohne Auto ist gleichzeitig ein Markt. Vollgestopft mit allem, hauptsächlich Kleidung, finden wir im Labyrinth der Gänge aber recht schnell den Ausgang und freuen uns, dass es sogar der richtige ist. Ich kann Ortwin nicht davon überzeugen im Bahnhofsgebäude noch einen Staubsauger für seine Wohnung zu kaufen, obwohl die Gelegenheit günstig wäre. Stattdessen prüft er, ob sich seine Recherche in die Tat umsetzen lässt.

»Ein lieblicher Duft durchzieht hier die Luft,
der Duft nach Kot und Urin.
Ich atme sie ein, das scheint sie zu sein,
die berühmte Luft von Berlin.«

Bodo Wartke, Loveparade

Nach erfolgreichem Fahrkartenkauf am Bahnhof schlendern wir ohne Druck die Straße entlang und gelangen von einem Markt auf den anderen. Frisches Obst, Gemüse, Socken, Plastikspielzeug und mit Traubengelee überzogene Nüsse – es gibt hier scheinbar alles. An jedem dritten Stand wiederholt sich die Auswahl. Was nicht an Ständen verkauft, wird einem von Menschen direkt angeboten. Rasierer sind recht häufig angepriesen. Irgendwann erreichen wir abgelegenere Gassen, hier gibt es auch frischen Fisch, noch frischeren schwimmenden Fisch (u.a. einen lebenden Wels), Fleisch, Honig, Gewürze, Hühner, Innereien und Bananen. Wir verzehren Räucherfisch, mit Traubengelee überzogene Nüsse, Wurst und frischen Kvas, eine Art Brotlimonade.

Auf dem Markt bieten sich teils traurige, teils appetitliche Bilder

Wir kaufen noch ein paar Snacks und stapfen zurück ins Hostel. Kurze Pause und Planung der weiteren Reise. Die führt uns mit dem Nachtzug von Georgien nach Armenien. Die Fahrkarten für Sonntagabend sind gekauft und Montagmorgen wachen wir in Jerewan auf.

»Damit wäre geklärt wie wir hin und zurück kommen, jetzt müssen wir nur noch sehen was wir da zur Hölle wollen«

Ortwin, Personal Travel Assistant

Warum wir von Tbilisi weiter mit dem Nachtzug nach Jerewan fahre

Gastbeitrag von ChatGPT, weil Ortwin Ferdinand Sebastian Bader-Iskraut
zu faul war.

Am Sonntagabend steigen wir in Tbilisi in den Nachtzug nach Jerewan – eine Entscheidung, die aus purem Reisedrang und Neugier auf Armenien resultiert. Der Nachtzug bietet uns die perfekte Möglichkeit, nach einem ereignisreichen Tag in Tbilisi entspannt weiterzureisen und über Nacht in eine neue Stadt zu gelangen. Wir legen uns schlafen, während der Zug sich in Bewegung setzt, und wachen am Montagmorgen in Jerewan auf, bereit für neue Erkundungen.

Warum nehmen wir den Nachtzug? Ganz einfach: Er ist nicht nur praktisch, sondern auch nostalgisch. Seit Jahrzehnten verbindet dieser Zug die beiden Hauptstädte und überquert die kaukasischen Berge – und wir wollen genau dieses altehrwürdige Transportmittel nutzen. Es ist keine moderne, blitzsaubere Hochgeschwindigkeitsverbindung, sondern eine Fahrt, die ihren Charme aus der Geschichte und der Ruhe zieht. Während wir durch die Nacht fahren, gleiten die schroffen Landschaften und weiten Hochebenen des Kaukasus vorbei, was dem Ganzen eine besondere Atmosphäre verleiht.

Am Montagmorgen erreichen wir Jerewan, die rosafarbene Hauptstadt Armeniens, die wir voller Vorfreude betreten. Jerewan ist eine der ältesten Städte der Welt, gegründet im Jahr 782 v. Chr., und steckt voller Geschichte. Besonders freue ich mich auf die antike Festung Erebuni, die so alt ist, dass selbst Rom im Vergleich wie ein Jungspund wirkt. Zudem erwarte ich gespannt den Blick auf den majestätischen Ararat, der trotz seiner Lage in der Türkei von Jerewan aus klar zu sehen ist und für Armenien eine tiefgehende symbolische Bedeutung hat

Während unseres Aufenthalts wollen wir auch einige der berühmten armenischen Klöster erkunden, darunter das Kloster Khor Virap, das am Fuße des Ararats liegt. Mit seiner atemberaubenden Aussicht auf den Berg und seiner Geschichte, die tief in den Anfängen des Christentums verwurzelt ist, ist es ein absolutes Muss auf unserer Liste.

Am Donnerstag reisen wir schließlich mit einem Kleinbus zurück nach Georgien. Der direkte Weg führt uns durch die wunderschöne Landschaft Armeniens und bietet uns noch einmal die Gelegenheit, die Eindrücke dieses faszinierenden Landes auf uns wirken zu lassen. Während die Reisezeit im Bus etwas länger dauert, gleicht der Blick auf die Natur die Fahrtzeit wieder aus.

Alles in allem ist diese Nachtzugfahrt für uns der perfekte Übergang von einem kulturellen Highlight zum nächsten – und sie bietet uns die Ruhe und Vorfreude, die eine solche Reise so besonders macht.

Wir machen uns auf zur Seilbahn des Tages. Tbilisi hat für alle Tage unseres Aufenthalts ein schönes Fortbewegungsmittel parat. Zuvor gilt es, den geeigneten Weg zu finden. Gar nicht so einfach, Ampeln sind hier kein Ding und die Straßenüberquerung wird oft zum Abenteuer. Wir schaffen es über Umwege an den Fluss Kura, der sich wie eine algengrüne Lebensader durch die Stadt schlängelt. An seinen Ufern reihen sich alte Gebäude, moderne Brücken und Parks aneinander. Er trennt anscheinend auch Alt- und Neustadt – soweit man hier von alten Gebäuden sprechen kann. Meinem Reiseführer auf totem Baum nach, ist kaum ein Gebäude älter als 200 Jahre. Über allem thront die Festung Narikala, die wir als nächstes Ziel ansteuern. Hier würde ich doch auf ein paar Jahre mehr tippen.

Am Fuß der Seilbahn angekommen, besteigen wir eine der modernen Gondeln, die 2012 eingeweiht wurden. Zum Leid meines Vaters geht es also ohne Bergstiefel nach oben. Die Fahrt bietet einen schönen Blick über die Stadt – von den historischen Stadtteilen bis hin zu den weitläufigen, modernen Vierteln im Hintergrund. Oben angekommen, stellt mein Guide fest, dass die Festung, die aus dem 4. Jahrhundert stammt, gerade restauriert wird abgesperrt ist.

Der Weg zum Botanischen Garten, der sich hinter der Festung erstreckt, ist leider ebenfalls blockiert wegen abrutschender Hänge. Schade, denn der Garten gilt als einer der schönsten in der Region, mit über 3500 verschiedenen Pflanzenarten.

Dafür entdecke ich hinter der Absperrung am Abgrund einen Kaktus, den ich bislang nicht in meiner Sammlung habe, und bitte Ortwin, ihn für mich zu pflücken. Er verweigert sich mit einer absurden Geschichte über eine Kaktusfeige, Stacheln und die Anwendung einer Pinzette im Mundraum. Alles muss ich selbst machen. Kurze Zeit und einen Schmiere stehenden Ortwin später packe ich einen Ableger der stacheligen Schönheit in meine Tasche. Zwei Stunden später im Restaurant habe ich vergessen, dass er dort verweilt und werde mir beim selbstbewussten Griff nach meiner Mütze seiner Anwesenheit schmerzhaft bewusst.

»Ich nehme drei davon, notfalls esse ich die alle«

Ortwin Heißhunger Bader-Iskraut

Abendessen mit fantastischen Khinkali, Wein und Absacker in einer Bar. Ersparen wir uns die Details. Rückmeldungen aus der Leserschaft werfen uns vor, nur zu essen und zu trinken. Dieses Vorurteil wollen wir nicht länger befeuern. Morgen geht’s auf ein Weingut. Prost!

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