Paris – Berlin

Guten Morgen Paris, du schöne, laute, stickige Stadt der Liebe! Von Sirenen geweckt strecken wir uns bis neun Uhr in den Betten, wir sind etwasreisemüde, wollen uns das der Stadt gegenüber aber nicht anmerken lassen, schminken uns die Augenringe weg und übertünchen den Bieratem mit belgischer Schokolade zum Vor-Frühstück. Anschließend schließen wir das Gepäck im Hotel weg und gehen über zum Frühstück. Vor allem Sarah und Arian benötigen Kaffee.

Anschließend teilen wir uns auf, denn Sarah hat private Geschäfte in der Stadt zu erledigen. Es wird uns auf der Rückfahrt begleiten, dazu später mehr. Arian und ich spazieren zum zweiten Frühstück zu Land&Monkeys – der für mich besten Bäckerei in der Stadt – und weiter in die Cinémathèque, dort wurde vorgestern eine Wes Anderson Ausstellung eröffnet und die passt ideal zu unserer cineastischen Reise. Schon bei meinem letzten Parisbesuch letztes Jahr habe ich die Cinémathèque besucht. Damals wurde noch James Cameron ausgestellt, diesmal also der gute Wes.

Nach zwei Stunden in der Welt von Wes Anderson und mehreren Gründen, einige Filme noch einmal zu schauen, gehen wir ins Kino. Allerdings in kein normales, sondern in ein Kugelkino. La Géode bietet eine IMAX Dome-Kuppel, also eine Projektion, die so groß ist, dass wir immersiv in den Film eintauchen. Am Eingang treffen wir Sarah wieder. Sie hat zwischenzeitlich ihre Zeit mit einer Tischplatte verbracht und sie durch halb Paris transportiert. Nun wartet sie, also die Platte, bei unserem anderen Gepäck, und wir gehen gemeinsam in die glänzende Kugel. Eintauchen ist wörtlich zu nehmen, denn wir schauen eine Dokumentation über Blauwale: Les Baleines Bleues : Le retour des Géants. Mein Schulfranzösisch hat heute bereits genügt, um mir Grünen Tee und eine Tüte Backwaren zu bestellen. Im Film konzentriere ich mich auf die gigantischen Bilder, verstehe aber auch allerhand.
Fotos können nicht rüberbringen, wie gigantisch die Kuppel ist. Wann immer du, liebe lesende Person, die Möglichkeit hast, ein IMAX Dome Theatre zu besuchen, tue es! In Deutschland ist die Auswahl nicht schwer.

Nach dem Film beschließen wir, uns wie die Blauwale zu hydrieren und in der Seine zu schwimmen. Bier zu trinken. Dazu un petit dîner – im Nachtzug ist die Verpflegung ungewiss. Nach Bier, Steak, Frites, Quiche und Mousse au chocolat kaufen wir noch Wasser und Mandarinen für die Reise. Leider finden wir kein Bier, alle Hoffnung ruht nun doch auf der Verpflegung an Bord. Am Bahnhof gibt es gratis Wassertankstellen, ich falle wieder vom Glauben ab. Wie kann die französische Wirtschaft sich das nur leisten?

Wir, Arian, Sarah, die Tischplatte und ich, steigen in den letzten Zug dieser Reise. Wir teilen uns zu dritt ein 6er-Sitzabteil, in dem die Sessel zusammengeschoben werden können. Es ist unbequemer als ein Liegewagen, aber dafür auch günstiger. Passt schon.

Die Tischplatte unter uns beherrscht leider kein Tischlein, deck dich. Ich habe glücklicherweise noch letzte Backwaren dabei, und Sarah findet zwei Wagen weiter einen Schaffner, der Bier im Tausch gegen digitales Geld anbietet. Wir stellen um auf österreichisches Bier und schlafen auf unebenen Ebenen unbequem, aber doch einigermaßen. Um halb vier Uhr nachts wache ich auf, wo man nicht aufwachen möchte: Frankfurt. Schnell unter die Jacke gekuschelt und weiter geschlafen.

Einigermaßen verschlafen erreichen wir Berlin mit rund 15 Minuten Verspätung. Um neun Uhr sitze ich im nicht kostenfreien Bus und schätze, zu Hause gibt es nicht mal Frühstück. Reisen hat schon seine Vorteile.