Tag 13 & 14 – Katowice und Energylandia

Tag 12, Abend

Der Eurocity spuckt mich abends um kurz nach sieben am Hauptbahnhof Katowice aus, bevor er weiter nach Warschau rollt. Ich verlasse das Bahnhofsgebäude nach einem kurzen Rundgang und stolpere direkt auf einen Magnetverkaufsautomaten zu. Wie sinnvoll, Kühlschränke machen selten Urlaub und freuen sich immer über neue Belastungen an der Außenhaut. Ich kaufe alle, beschließe ich, schiebe den Gedanken aber auf später – erst einmal kurzer Stadtbummel. Mein Achter- und Bahnfreund Arian ist noch im Zug aus Berlin und ich habe zwei Stündchen Zeit.

Bevor ich Arian am Bahnhof in Empfang nehme, erwerbe ich Grundnahrungsmittel, um in der Selbstverpflegungsunterkunft nicht hungern zu müssen. Im Anschluss winke ich dem Neuankömmling vom gegenüberliegenden Bahnsteig zu und wir setzen uns zur Feier der Réunion in den bereitstehenden Regionalzug in Richtung Trzebinia. Dort wird uns Freund S. hoffentlich mit dem Vierrad einsammeln. Zu so später Stunde ist eine Bahn- oder Busfahrt bis nach Zator, dem Tagesziel, nicht mehr möglich. Wir praktisch Freunde zu haben.

Tag 13, Hallo Energylandia

Der Freizeitpark in Zator hat sich seit seiner Eröffnung im Juli 2014 rasant entwickelt. Was mit drei Achterbahnen begann, ist heute ein Ziel für viele Coaster-Fans aus der ganzen Welt: Mit 19 betriebenen Achterbahnen (von denen zwar sehr viele Kinderbahnen sind, aber die Zahl ist beeindruckend) zählt der Park zu den weltweit führenden in Bezug auf die Anzahl der Coaster. In meiner Coaster-Count-App stehen 20 Einträge, die es abzufahren gilt. Darunter Highlights wie der 142 km/h schnelle Hyperion, der Hybrid-Coaster Zadra mit 90° First Drop. Meine drei Mitfahrer:innen kennen den Park bereits und führen mich zielstrebig zu den wichtigen Eingängen. Die Preise für Eintritt und Verpflegung vor Ort sind im Vergleich zu deutschen Parks sehr moderat. Zwei Tage hier kosten so viel wie ein Tag im Europapark. Bei der Thematisierung fehlt aber auch oft Liebe und Detailversessenheit anderer Freizeitparks. Hier wirkt es solide, manche Lücken oder ausgeblichene Figur fällt dann aber doch ins Auge. Neben den Achterbahnen gibt es viele familienfreundliche Attraktionen, in die wir uns nicht hineinpressen. Schöne Vielfalt: von kinderfreundlichen Bahnen bis zu Thrill-Rides, alles in einem Park.

Am Ende des ersten Tages kann ich zwar die wichtigsten Bahnen abhaken, alle sind aber noch nicht geschafft. Wie gut, dass wir morgen wiederkommen. Doch für heute sind wir erst einmal alle knülle. Rund 15 Km durch den Park laufen, wovon vermutlich die Hälfte in den endlos langen Wartebereichen hin und her vertrödelt wurde. Das ist am Ende des Tages der einzige Punktabzug, den ich geben muss: Der Park mag während der polnischen Sommerferien gerammelt voll sein und viel Anstellfläche benötigen. Diese Strecken aber außerhalb der Hochsaison nicht zu verkürzen, ist schon nervig. Teilweise laufen wir 3-4 Minuten, um dann ohne weiteres Anstellen direkt in den Achterbahnwagen zu springen und schreien zu können. 

Wir machen nach kurzer Verschnaufpause in der Unterkunft noch ein Brauhaus unsicher und tragen dann die müden Beine nach Hause.

Während ich mich in Polen vergnüge, hat es mein Paket weit geschafft. Es bewegt sich heute mehr als ich. Oder wird es bewegt? Ich hoffe, maximal das Paket läuft und nicht der Inhalt. Das wäre schade drum.

Tag 14, Hallo nochmal

Arian ist früher wach als ich. Eventuell habe ich noch etwas länger als die anderen auf der Couch gesessen, telefoniert und das Erlebte aufgeschrieben. Er schnippelt fröhlich Obstsalat, bevor er sich als Erster zum Spaziergang in den Park aufmacht. Ich brauche etwas länger, gehe ihm dann aber nach und überlasse den anderen beiden Adrenalingeschädigten Langschläfern die Wohnung. Sehr ungewohnt, morgens mal nicht aus oder in einen Zug zu steigen. Das kommt später. 
Während Arian sich direkt in Richtung Hyperion begeben und vier Fahrten hintereinander durchgezogen hat, beginne ich Projekt 20 und hake zwei Kiddicoaster ab. Eine gute Stunde später treffe ich meinen bärtigen Begleiter bei der zweiten Fahrt in Hyperion wieder. Er ist in Reihe 1, ich irgendwo dahinter. 
Die Menschen in Reihe 1 bekommen in dieser Bahn eine Schwimmbrille als Schutz, wenn sie nicht eh bereits eine Brille tragen und diese extra gesichert ist. Ich bin dank eines Neoprenbands unzertrennlich mit meiner Sehhilfe verbunden und habe die Poleposition schon zuvor genossen. Grandioser Schwung, tolle Aussicht und der Körper ist von vorn bis hinten, oben bis unten, außen und innen durchgepustet.

Um 17:35 Uhr habe ich es schließlich geschafft: Alle 20 Bahnen sind abgehakt und ich habe den Park erfolgreich durchgespielt durchfahren.
Ich schaffe gemeinsam mit Arian noch eine Fahrt auf Hyperion, dann verlassen wir glücklich und voller Adrenalingeleert den Park. Abendessen, Bett, Abreise – davon erzähle ich dann morgen.

Als Abschluss dieses Tages hier die schönsten Fahrtfotos:

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