Tunesien mit Bahn und Schiff

2025 wird in meinen Lebenslauf als Jahr der Bahnfahrten eingehen. Bevor Ende Juni, Anfang Juli eine ganz besonders tolle Gruppenreise stattfindet, nutze ich die Gelegenheit, die liebe A. im fernen Tunesien zu besuchen und mal einen Trip alleine durchzuführen.
Besuche hat A. explizit nur genehmigt, wenn An- und Abreise per Bahn & Schiff (ob Luftschiffe wohl konform wären?) stattfinden. Was für eine wunderbare Gelegenheit, noch mehr Bahn zu fahren.

Ich bin noch in der Vorbereitung, nutze aber die Gelegenheit, erstmalig auch schon die Vorbereitung festzuhalten. Ich liebe Reiseplanung und habe jetzt schon mehr Tabs offen als Finger und Zehen am Körper.

Das Problem Wasser

Während Züge meist in einigermaßen nachvollziehbaren Rhythmen verkehren und es einfache Planungstools gibt, verhält es sich bei Schiffen etwas anders. Ein erstes Grundlegendes Problem nennt sich Hafen. Davon gibt es einige. Nach Tunis legen Schiffe von zig verschiedenen Kaimauern ab. Da ich plane, mit Handgepäck zu reisen, stellt sich mir als Leichtmatrose die Auswahl zwischen Palermo, Marseille und Genua als Abfahrtshafen. Um mehr zu sehen, werde ich logischerweise nicht den gleichen Weg zurücknehmen, insofern fahre ich in jedem Fall durch Italien und Frankreich. Es stellt sich nur das Problem der Reihenfolge. Ich beginne die Reiseplanung also erst einmal damit, alle brauchbaren Abfahrten der Fähren aus beiden Häfen zu recherchieren und die Optionen in den Kalender einzutragen. Parallel läuft mir die Zeit für den Kauf eines potentiell sinnvollen Interrail-Passes davon: Noch bis Mitternacht gibt es Rabatt und den würde ich gern mitnehmen, falls sich denn dieser verdammte vier-Tage-Pass lohnt. Als ich zwar Fähroptionen im Kalender habe, aber noch immer keine Ahnung habe, welche ich nehmen soll, ist es 22 Uhr vorbei. Ich beginne, Fahrpreise Berlin – Marseille und Berlin – Genua zu recherchieren und zu vergleichen. Gilt meine BahnCard? Welche Nachtzüge kann ich mit Interrail nutzen? Wo gibt es welche Aufschläge? Sind 18 h Zugfahrt an einem Tag zu wenig? Fragen über Fragen.
Ich beschließe irgendwann nach grober Addition der Preise und Vergleich des Aufschlags für einen Interrail-Pass erster Klasse, dass es entspannter und günstiger sein dürfte, dekadent und mit Beinfreiheit zu fahren und in der ersten Klasse normaler Züge zu schlafen. War das klug? Fragen wir meinen Nacken und meine Masseurin am Ende der Reise.

Buchungssystem aus der Hölle

Entscheidend für die Abfahrt aus Marseille ist schlussendlich mein Terminkalender. Auch wenn ich als Freiberufler angenehm flexibel bin, sind die Lücken in meinem Kalender schon wieder rar geworden. Ehrenamtliche Verpflichtungen, Freundestreffen, Arbeit und Urlaub muss ich schließlich auch noch irgendwann.
Es gibt zahlreiche Fährseiten, die unterschiedliche Anbieter vereinen. Für die Buchung versuche ich stets, über den Anbieter selbst zu gehen. Das spart unnötige Gebühren. Für Marseille-Tunis läuft das über die vertrauenswürdige Domain tunisiaferries.ctn.com.tn.
Erstmaliges Eingeben meiner gewünschten Abfahrt führt zu einem Error. Beim zweiten Mal schaffe ich es etwas weiter, muss zunächst aber einen Account klicken, und dann ist die Buchung wieder verschwunden. Im dritten Anlauf schaffe ich es so weit wie nie, stehe dann aber vor einer Auswahl an Kategorien, bei denen mir auch eine weitere Recherche nicht sonderlich hilft. Ich wähle die günstigste und hoffe das Beste.

Gleiches gilt für die Eingabe meiner Kreditkartendaten. Wird schon werden. Ich schippere also knapp 24 Stunden von Europa nach Afrika. Die Vorfreude steigt, während ich auf die Buchungsbestätigung per Mail warte. Die Vorfreude hält an und weicht Anspannung, bis die Buchungsbestätigung knapp 20 Stunden später kommt.

Nun komme ich also schon einmal hin: Ich nehme den ICE von Berlin nach Paris und von dort den Nachtzug bis Marseille. In Paris war ich ja lange nicht mehr. Zurück geht es über Civitavecchia. Andere Reederei, ich schiebe die Buchung noch vor mir her.

Dieser Text entstand selbstverständlich ebenfalls in einem Zug. Dank an die Tschechische Bahn für die leckere Verbindung Berlin – Dresden.

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